Dass es neben den Turnern des SC Cottbus nun mit unseren Judoka eine zweite Lausitzer Mannschaft in der 1.Bundesliga gibt, stellte der frühere Spremberger Bürgermeister und jetzige Bundestagsabgeordnete Dr. Klaus-Peter Schulze im Rahmen seiner Begrüßungsrede vor der letzten Bundesligabegegnung zufrieden fest. Um mit allem Optimismus anzufügen, dass unsere Jungs künftig der deutschen Judoszene zeigen werden,
„… wo in Spremberg die Glocke hängt“. Ganz so glorreich sieht unser Vereinsvorsitzender Dirk Meyer die Zukunft allerdings nicht: „Wir werden in der Bundesliga wohl eine ähnliche Rolle spielen, wie sie der FC Energie mit seiner jetzigen Mannschaft bei einem Vergleich mit dem großen FC Bayern München spielen würde.“ Darin eingeschlossen schien aber die leise Hoffnung auf gelegentliche Überraschungen.
Dass beim letzten Zweitligakampf der Saison nicht alles nach dem Plan lief, lässt sich am knappen Halbzeitstand ablesen. Knapp aber verdient mit 4:3 führten unsere Jungs gegen Bushido Köln. Der Tabellenvorletzte stellte sich zwar als hochsympathisch, dennoch aber kampfstark in der Höhle des Löwen vor.
„Und das mit einer Mannschaft, die angesichts vieler Ausfälle eher notdürftig zusammen gestellt wurde. Sogar ich musste nach jahrelanger Pause wieder mal auf die Matte“, wie der Kölner Trainer Daniel Lachmann nach dem ersten Durchgang erklärte. Lachmann zählte allerdings nicht zu den drei Kölner Siegern des ersten Durchgangs. Überzeugend dagegen waren die ersten drei Duelle unserer Mannschaft, die durch die Siege nach einer großen Ippon-Wertung von Johannes Kruse (81kg), Nils Dochow (73kg) und Patryk Ciechomski (90kg) gleich mal auf 3:0 davon zogen. Ebenfalls mit einem Ippon war es später Aleksander Beta (66kg), der die knappe Führung unserer Mannschaft zur Wettkampfpause sichern konnte.
Die nach der Pause uneinholbar auf 8:3 ausgebaut wurde. Unsere beiden Trainer wechselten vier Kämpfer (drei sind im Reglement vorgeschrieben) aus. Die verbliebenen Kruse und Ciechomski siegten erneut und bewiesen Ihre Extraklasse. Der erst 17jährige Johannes Limmer (73kg) steuerte bei seinem Debüt den dritten Abbruchsieg per Ippon im zweiten Durchgang bei. Der superschwere Kölner Igor Mbakom, noch Sieger im Durchgang eins gegen unseren Tobias Mol, verlor nun gegen den langzeitverletzen und wieder genesenen Sebastian Bähr. Unser 66-Kilo Youngster Lucas Gerlach (19) heimste bei seinem Heimdebüt auch seinen ersten Sieg ein. Danach haben sich alle Anwesenden beim letzten Kampf in Liga den Sieg gewünscht. Die Bühne war frei für unseren Kapitän Stefan Niesecke. Der führte auch bis 6 Sekunden vor Schluss, wollte aber seinen gegenüber unbedingt noch werfen und verlor mit dem Schlussgong noch dieses Duell. Dies tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Nach Abschluss der 14 Duelle stand ein klares 9:5 an der Anzeigetafel, vor der unser neuer Erstligist wenig später ausgelassene Freudentänze vollführte.
Zuvor waren es Dr.Volkmar Schöneburg, Vizepäsident des Deutschen Judobundes, der zusammen mit unseren beiden Hauptsponsoren Sparkasse Spree – Neiße und Städtische Werke Spremberg unserer Mannschaft die Medaillen für Ihre perfekte Saison überreichten.
Interview mit Trainer Göpfert und Käpt`n Niesecke
Schon 2011 ging Asahi Spremberg als Zweitliga-Sieger durchs Ziel. Damals verzichtete der Verein aus wirtschaftlichen Gründen auf sein Aufstiegsrecht. Nach dem erneuten Staffelsieg in diesem Jahr wollen sich die KSC-Athleten nun der Aufgabe in Deutschlands höchster Judo-Klasse stellen. Nicht nur, weil bei einem erneuten Spremberger Verzicht vom Judo-Verband dem KSC der Abstieg in niedrigste Sphären dieser Sportart angekündigt wurde.
Sie wissen schon, dass Sie sich mit ihrem Team auf ziemlich dünnes Eis begeben, denn man spricht bei der 2.Liga von der höchsten Amateurklasse, bei der Bundesliga dagegen ganz klar von „Profisport“ …
Mike Göpfert: Die Energie, die uns hier in dieser Halle begleiten wird, die lässt uns hoffen, dass wir hier dem einen oder anderen Profiverein ein Bein stellen können. Aber ich sage auch, dass wir mit ganz viel Demut in die Liga gehen und genau wissen, was auf uns zukommt. Dennoch werden wir bestimmt auch unsere Chancen bekommen, die wir dann möglichst auch nutzen wollen. Auf alle Fälle wollen wir mit der Mannschaft die wir haben, und vieleicht mit der ein oder anderen Verstärkung das Beste rausholen.
Es steht ja dennoch zu befürchten, dass die kleinen Amateure aus Spremberg von den Profis und Nationalkadern reihenweise auf die Schulter gelegt werden. Macht das dem Kapitän und seinem Gefolge nicht auch ein wenig Angst?
Stefan Niesecke: Besonders hier in dieser Halle müssen und werden wir uns nicht vor Angst verstecken. Mein Vater hat für solche Situationen einen treffenden Spruch parat: „Nicht wir sind dafür zuständig zu zeigen, dass die anderen stark sind. Wenn die anderen schon stark sind, dann müssen sie es uns zeigen!“ Und hier in dieser Halle vor diesem Publikum Punkte zu holen, ist für jeden Gegner bestimmt wahnsinnig schwer.
Sie haben ja in der abgelaufenen Saison auch die Heimstädten der Konkurrenz besucht. Wie schneidet Ihr eigenes Publikum im Vergleich mit den anderen ab?
Stefan Niesecke: Wir haben uns bei unseren Auswärtsvergleichen wirklich oft gefragt, ob wir denn tatsächlich in der 2.Liga unterwegs sind. Weil wir in Hallen gekämpft haben, in denen sich 20 oder 30 Zuschauer verloren haben. Insofern gilt unser aller Dank wirklich den Hunderten, die zu uns gekommen sind. Obwohl ja Judo nach wir vor eine Randsportart ist.
Mike Göpfert: Wir haben es ja selbst von unseren heutigen Gästen aus Köln gehört, dass auch dort Judo nicht so eine Riesenrolle spielt. Auch dort fließt das Sponsorengeld eher zu den Kölner Haien oder zu den Fußballern des 1.FC. Auch deshalb sind wir hier bei uns jedem einzelnen Sponsor überaus dankbar für die Unterstützung. Mit prima Leistungen wollen wir das unseren Partnern auch in der nächsten Saison bestmöglich danken.
Das Gespräch führte Georg Zielonkowski